Lässt sich Aneignung und „Selbermachen“ hochskalieren? Neubauten für 10 Millionen Menschen in 12 Jahren: Wie das geht, zeigt das Kölner Büro BeL auf der aktuellen Biennale in Venedig. Dabei setzen die Architekten auf eine Kombination aus effizienten Großstrukturen und 50% Selbstbau, auf citynahen Neubau statt Obergrenzen Panik.
Seit den 90ern ist das Liverpooler Arbeiterviertel dem Abriss geweiht. Die Stimmung verdunkelt sich zwischen den leeren Häusern mit ihren vom Amt schwarz zugenagelten Fenstern. Der Umschwung beginnt, als 2005 einige Frauen die "boarded up windows" bemalen. Dann legen die Nachbarinnen Gärten auf den leeren Grundstücken an, gründen einen Strassenmarkt und beginnen, sich selbst zu organisieren. Heute gehört das komplette Viertel der Community. Michael Simon gehört zur Selbstverwaltung und berichtet.
Michael Klein (Wien): "Wenn heute Strategien gegen die Wohnungskrise entwickelt – und bisweilen vorschnell als utopisch abgetan – werden, bleibt ausgeblendet, dass die Geschichte eine Reihe durchaus erfolgreicher Strategien zur Begegnung der Wohnungsfrage kennt: etwa das Programm des Gemeindebaus im Roten Wien der 1920er Jahre. Noch weniger bekannt sind die informellen und selbstorganisierten Anfänge dieses Programms – die Wiener Siedler*innenbewegung. "
In vielen Teilen Europas beschreiten Bewohner und Bewohnerinnen von Städten selbstorganisiert neue Wege, um Alternativen für eine zukunftsweisende Entwicklung ihrer Nachbarschaften in der Praxis zu erproben. Wie aber können die facettenreichen Erfahrungen der Einzelprojekte in den größeren Maßstab der Stadtplanung einfließen? Lassen sich kommunal und commons zusammendenken?
Die Messehallen als neues gemischtes Wohnquartier? Die Hamburger Architektin Karin Loosen stellt die kontrovers diskutierten Ergebnisse aus den Stadtplanungsworkshops der Hamburgischen Architektenkammer vor. Christopher Dell und Christoph T. Hermann präsentieren eine brandneue 1:1 Studie der Urban Design Summeracademy für einen Gemeinschaftspavillion für Geflüchtete in Poppenbüttel.
Obwohl es immer mehr interessante soziale und kulturelle Einzelprojekte gibt, wird die Chance auf eine Wohnung für die ärmere Hälfte der Bevölkerung immer schlechter. Zeit, das System dahinter in den Focus zu nehmen, zu analysieren – und zu ändern. Zeit, dickere Bretter zu bohren: Mietgesetzgebung, Wohnbaupolitik, Förderinstrumente.
Fünf Tage lang wurde an mehreren Case Studies gearbeitet. Wer's verpasst hat, bekommt eine Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops: Wie sieht sie aus, die Ankunftsstadt? Wie müsste sich die Planungskultur ändern? Welche Besitzverhältnisse können Gemeinsame Orte dauerhaft absichern? Wie schaffen wir Platz für die Plattformen des Austauschs, die Arbeitsplätze der Zukunft?
Die besten Gedanken entstehen oft nachts, am Tresen, wenn die offiziellen Bühnen geschlossen sind. Deshalb gibt es auf diesem Urbani7e! ein neues Format: Beim Feed-Back-Brunch tauschen wir Ideen aus der vergangenen Nacht, diskutieren informell beim Frühstück, bringen uneingeladene Gesichtspunkte ein und spinnen die größenwahnsinnigen Projekte weiter, die für gewöhnlich erst nach Mitternacht blühen. Praktisch: Anlaufpunkt und informelle Verteilstation für Tagesprogramm, Workshops und später Angekommene.
Ein Abend im Zeichen der praktischen Erkundung einer selbstbestimmten Ko-Produktion von Stadt: Kurz und knackig, mit Zeit zum Fragen, Vernetzen und Austauschen. Mit Metrozones – Schule für Städtisches Handeln (Berlin), Migrating Kitchen (Wien), fux eG (Hamburg), EOOS – Social Furniture (Wien), Displaced (Wien) und Mietrebellen (Berlin).
Ein Abend im Zeichen der praktischen Erkundung einer selbstbestimmten Ko-Produktion von Stadt: Kurz und knackig, mit Zeit zum Fragen, Vernetzen und Austauschen. Mit Grandhotel Cosmopolis (Augsburg), Prosa/Flüchtlinge Willkommen (Wien), NeNa1 (Zürich), Brunnenpassage (Wien), mo.ë (Wien) und der Planbude (Hamburg).
Viele Kunst- und Kulturorte leisten einen relevanten Beitrag für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung. Sie zeichnen sich durch Offenheit aus, bringen unterschiedliche Stadtbewohner zusammen, produzieren eine alternative Ästhetik im Stadtraum, sind Bühnen für Zukunftsvisionen und ermöglichen gemeinschaftliche Arbeits- und Wohnformen. Sie sind „Möglichkeitsräume“ in unseren weitgehend durchgeplanten und formalisieren Städten.
Unter dem Motto „Nutze das Provisorium und sorge dafür, dass später alle diesem Zustand nachweinen…“ organisierten die Künstler*innen Margit Czenki und Christoph Schäfer eine beschleunigte Wunschproduktion für diesen temporären Campus der Zeppelin Universität.
Gabriele von Stritzky vom CULTUREconnection e.V. gibt Einblicke in die räumliche Organisation der Unterbringung von Geflüchteten und analysiert die gesetzlichen Begrenzungen und ihre Auswirkungen auf das Zusammenleben. Sie diskutiert die Auswirkungen von Stadtplanung auf die grundlegendsten Bedürfnisse geflüchteter Menschen.
“Culture and aesthetics have a fundamental role to play in public discourse, citizen involvement, and exercising the everyday right to the city. But how?“ fragt sich der Congress on Public Spaces in Kaunas & Vilnius etwas ganz ähnliches wie das Urbani7e! Festival in Hamburg. Da zeitgleich, nutzen wir die Gelegenheit zum kurzen Austausch darüber, wie sich diese Praktiken skalieren - mit der queen of urban tactics, Doina Petrescu vom Atelier d‘Architecture Autogerée (Paris) und dem Organisator des Kongresses, Gedeminas Urbonas, Direktor des Program in Art, Culture and Technology am Massachusetts Institute of Technology.
Die Redakteurin von bauwelt.de ist immer wieder verantwortlich für besonders gelungene Themenhefte, die die Architekturen des Alltags analysieren und deren Qualitäten anschaulich machen. Ihr Vortrag über migrantische Architektur rückt eine übersehene Bau- und Stadtentwicklungspraxis in den Focus – und konfrontiert die „Arrival City“ mit dem behördlich geplanten Notstandsurbanismus.
In der Linken dominiert traditionell das Wort. Doch Soziale Bewegungen in Hamburg sind ohne musikalische Beteiligung gar nicht denkbar. Seit der Besetzung der Hafenstrasse halten Musiker*innen Fühlung mit emanzipatorischen Bewegungen, entwickeln neue Interventionsformate, definieren Räume neu, schaffen hedonistische Settings, in denen das politische Denken eine neue Richtung einschlagen kann. Bei Urbani7e Hamburg kommentiert nicht der Redner die Musik, sondern umgekehrt: Jeder Vortrag bekommt eine musikalische Antwort.
Nach 15 Tagen urbanize! Festival lassen wir nicht nur die Ereignisse in Hamburg und Wien Revue passieren, sondern blicken mit der Premiere der Festivaldokumentation 2015 von Andrea Seidling auch gleich um ein ganzes Jahr zurück. Nach dem Screening laden wir zum Festival-Farewell, um bei Speis, Trank und Musik zu feiern und ein Abschiedstränchen zu verdrücken. Wir sehen uns in der Festivalzentrale im Grand Etablissement Gschwandner!
ExRotaprint haben im Wedding ein völlig neues Eigentumsmodell entwickelt, um dauerhaft Gewerbe mit sozialem und kulturellen Mehrwert abzusichern. Die fux eG in Altona kennt das Modell - und hat dennoch eine Genossenschaft gegründet, für frappant, dock-europe und viele andere. Beide Projekte sind groß - und hochintelligent. Musst du kennen! Mach' das nach!
Ganz selten gibt es Momente, in denen es sozialen Bewegungen gelingt, die Stadt zum fliegen zu bringen. Die Besetzung des Gängeviertels war so ein Moment: Mitten in Hamburgs Innenstadt passierte das Unwahrscheinliche, die Häuser öffneten sich, die Stadt bekam ein Viertel geschenkt, einen Möglichkeitsraum, von dessen Existenz sie gar nichts wusste.
Der Anlass ist dringlich - der Auftakt ein Fest: Die Eröffnung für 10 Tage Hamburg und 5 Tage Wien in der Festivalzentrale Gängeviertel mit Rundgängen und Umherschweifen, mit sich-verlaufen und Programmübersicht, mit Einführung und Ausschweifung, mit Orte-finden und in-ungeplantes-hineinstolpern, mit einem musizierenden Ballett und forschenden Künstler*innen, mit Freund*innen legen auf für Freund*innen. Es wird warm sein oder regnen. Es wird ein Traum.
Die Architekten gaupenraub+/- aus Wien haben ein menschliches Haus für Wohnungslose und Studierende gebaut, das urbane Wohnqualität aus knappem Raum herausholt. Stefan Karrenbauer von der Wohnungslosen-Zeitung Hinz & Kunzt konfrontiert die Innovation mit der Hamburger Unterkunfts-Realität.
„Welcome to Your Lobby“ steht im Eingangscafé des Grandhotel Cosmopolis. Der Slogan ist mehr als ein doppelt wahres Wortspiel, sondern ernsthaftes Programm: Der Planung des Hotels „mit und ohne Asyl“ ging die Gründung der Lobby voraus. Das Konzept des Hauses wurde von Künstler*innen aus der räumlichen sozialen Praxis entwickelt: Erst der kunstgeprägte Treffpunkt, dann die Unterbringung.
Achtung, Maßstabs-Sprung! In der Initiative Haus der Statistik müssen Leute sein, die sich beim Anblick von Hochhäusern der Moderne vorstellen, was man da drin alles sinnvolles machen könnte! Im Summer of Migration 2015 entstanden, hat die Initiative sich keine kleine Aufgabe gestellt: Die Übernahme und Neudefinition eines ganzes Ensemble aus den Sechzigerjahren.
Die Montagstiftung Urbane Räume untersucht und sammelt derzeit Informationen zu unabhängigen und gemeinnützigen Projekten – mit dem Ziel, aus diesen Praxen eine politische und fördertechnische Agenda aufzustellen, wie sich die Hürden beseitigen lassen, die Rahmenbedingungen verändern ließen, welche Hebel angesetzt werden müssten.
Wie schafft man Situationen, die das Helfer-Opfer-Verhältnis sprengen - zugunsten eines SichGegenseitigSchlauerMachens? Der Juwelier des Ostens hat ein feines interkulturelles Restaurant in Eimsbüttel gegründet, WohlVille setzt sich für ein Gemeinschaftsprojekt mitten in St. Pauli ein. Mit Niels Boeing und Filomeno Fusco.
Zunehmend bestimmt die finanzdominierte Immobilienverwertung darüber, wer noch wo wohnen darf. Der Streit von Kotti & Co mit der „Deutsche Wohnen“ ist deshalb von Bedeutung über Berlin hinaus. Und anders als die meisten Mieter*innenproteste, steigen die Aktiven vom Kottbusser Tor auch in die Auseinandersetzung mit den politisch-wirtschaftlichen Strukturen ein.
2013 gründete die Künstlerin Marina Naprushkina Neue Nachbarschaft // Moabit. Heute eine der größten Flüchtlingsinitiativen Berlins, sieht Naprushkina den Ort eher nicht als ihr Kunstprojekt. „Die anarchische Sprachschule ist ein Kollektiv der besonderen Art, das sich jedesmal neu formiert. Ohne Stundenplan und Abschlusszeugnis. Irgend etwas scheint Marina Naprushkina richtig zu machen.” wundert sich das ZDF.
Wie lässt sich das lokale Wissen, das Wissen der Straße, in die Planung eines Neubaus übertragen? Wie kann die urbane Alltagspraxis zum richtungsweisenden Faktor von Stadtentwicklung werden? Knack‘ den St. Pauli Code: Der beispiellos gründliche Beteiligungsprozess für die neuen Esso-Häuser ging aus der selbstorganisierten Stadtteilkonferenz „St. Pauli selber machen“ hervor – und hat der Planung an der Reeperbahn eine neue Qualität gegeben.
Wissen – selbstorganisiert: „Bildung an der Autonomen Schule Zürich (ASZ) geht über das reine Erlernen eines Faches hinaus. Gemeinsam arbeiten wir an einem kritischen Verständnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse. Mit dem Ziel, diese Verhältnisse zu verändern und unser Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.“
mit Elke Rauth (dérive, Wien), Bodo Hafke (Baudezernent Hamburg-Mitte), Claudius Lieven (Stabsstelle Stadtwerkstatt und Partizipation, FHH), Daniela Brahm (Künstlerin, ExRotaprint, angefragt), Anselm Sprandel (Flüchtlingskoordinator FHH, angefragt), Christoph Schäfer (Künstler, PlanBude), Mahdeya Abuoudah (Ingenieurin) Moderation: Prof. Michael Koch (HCU), Renée Tribble (PlanBude)
Nach dem Umzug folgt der Einzug: Mit dem Diskurs von 10 prallen Hamburger Festivaltagen im Karton bezieht urbanize! die Festivalzentrale. Zum Auftakt packen wir aus und legen los mit hanseatischem DIY-Spirit und wienerischer Rundumversorgung. Im formidablen Ambiente des Grand Etablissement Gschwandner lädt urbanize! zur Eröffnungsgala mit der Planbude und »Was bisher geschah ...« im fast forward Modus, Festivalvorschau Wien und Leckerbissen von A Wiener, halal!, dem mobilen Halal-Würstelstand der Brunnenpassage.